Ortschronik Lichterfelde                                                                                                                                        1994

Blütenberg

PN: bluetb1.wps WfW

Ein bekannter Besitzer von Blütenberg war ein Herr Töns. Dieser Töns wohnte vorher in Lichterfelde in der Eberswalder Straße 6 (*Angaben Hoppe). Seine Wirtschaft in Blütenberg war ihm einmal durch Blitzschlag abgebrannt. In den 30er Jahren ist der Wirtschafthof an Bodelschwing verkauft worden. 1935/36 hat Blütenberg den Britzer See vom Gut Lichterfelde gekauft. Der Britzer See war ein Patengeschenk vom Lehnschulzengut Britz an die Tochter des Gutsherrn Karbe.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Daenicke

 

Eigentumsfolge in Blütenberg:

 

1875 - 1906   Bauer Thöns  (Torflöcher)

1905 - 1917   Thilo und der Arzt Königsdorf  (Gärtnerei u. Obstplantage)

1917 - 1919   Finanzrat Hartmann

1919 - 1920   Lederhändler

1920 - 1923   Türkische Kaufleute

1924 - 1926   Zwangsverwaltung

1927          Hauptmann Barth

1928          Landwirt Blase

1929 - 1935   von Krause

1935          Hoffnungstaler Anstalten

 

 

Jetzt Pflegeheim der Hoffnungstaler Anstalten

 

Zwischen den Dörfern Lichterfelde und Britz, ca. 8 Kilometer von der Stadt Eberswalde entfernt liegt das ehemalige Gut Blütenberg. Mit der abwechslungsreichen hügeligen Landschaft eines Endmoränengebietes ist es ein reizvolles Stückchen Erde.

 

In der wechselvollen Geschichte, die sich bis 1875 zurückverfolgen läßt, hatte Blütenberg unter dem Besitzer Hans-Ludwig Thilo von 1905 - 1917 als Gartengut und Zuchtbetrieb für Blütenstauden und Obstbäume einen guten Ruf. Thilo war auch ein hervorragender Schafzüchter Deutschlands.

Er ließ nach eigenen Angaben das Gutshaus mit den Säulen und das Waldhaus, (nur den Teil mit dem Spitzdach) erbauen und als der Berg mit seinen 200 Apfelbäumen zum ersten Mal blühte, gab ihm Thilo den Namen "Blütenberg".

 

Nachdem die Besitzer noch siebenmal gewechselt hatten, übernahmen die Hoffnungstaler Anstalten am 1. Juli 1935 das Anwesen, um als diakonische Einrichtung der von Bodelschwingschen Anstalten den "Brüdern von der Landstraße"  der Losung ihres Gründers gemäß, "Arbeit statt Almosen" und eine Heimat zu bieten.

In das ehemalige Gutshaus zog ein Diakon ein, der aus jahrelanger Tätigkeit innerhalb der Inneren Mission eine reiche Erfahrung mitbrachte und mit den besonderen Aufgaben der Wanderfürsorge vertraut war. In den ersten Jahren mußten die stark heruntergewirtschafteten Gebäude und Anlagen instandgesetzt und Vieh angeschafft werden. Die hoffnungsvollen Aufbauarbeiten wurden durch den 2. Weltkrieg 1940 beendet. Die Männer mußten Soldat werden. An ihre Stelle kamen im Laufe der Kriegsjahre hauptsächlich französische Bauern aus der Normandie und Italiener.

 

In das leerstehende Waldhaus zog ein Sensburger Kinderheim mit 30 kleinen Jungen im Alter von 2 - 5 Jahren.

 

1945 war Blütenberg unversehrt, aber die Ställe leer, ein Teil des Viehbestandes in Lichterfelde "sichergestellt". Nach zähen Verhandlungen mit der russischen Kommandantur und dem Landratsamt  gelang ein Neuanfang /Obst und Gemüse sollte an die Kommandantur verkauft werden, umgekehrt stellte diese Hilfskräfte ab.

Menschen aus Ost- und Westpreußen, z. T. mit Pferden zogen ein. Ganz langsam normalisierte sich das Leben.

 

1947 nahm Blütenberg aus dem Oderbruch hochwassergeschädigte Familien auf.

 

 

1949 wurde von staatlicher Seite darum gebeten, in Blütenberg geistig schwache, schulentlassene Jungen unterzubringen, sie zu erziehen und zu fördern.

1949 im Mai hielten die ersten Jungen im Waldhaus ihren Einzug.

Diese Arbeit wurde in der Weise ausgebaut, daß mehr und mehr nicht schulbildungsfähige, geistig behinderte Jugendliche Aufnahme fanden.

Als Leiter waren nacheinander die Hausväter H. Lömker, H. Wilkening, D. Kirchner, W. Draht und zur Zeit ist das Ehepaar Waldmann hier tätig.

 

In Blütenberg haben 78 Männer ihre Heimat gefunden, ihr durchschnittliches Alter beträgt jetzt bereits 50 Jahre.

Blütenberg hat eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 150 ha, eine Waldfläche von 100 ha und einen Hausgarten mit Obstanlage von ca 3 ha zu bearbeiten und zu verwalten. Der Viehbestand beträgt  , ca. 20 Jungrinder, 200 Mastschweine und ca 200 Hühner. Es wird auch Bullenmast betrieben.

Die Männer werden von ca. 30 Mitarbeitern betreut. In dieser Gemeinschaft arbeiten sie in der Landwirtschaft, im Haus- und Küchenbereich, Gärtnerei und in geschützten Werkstätten.

Die Männer leben in drei Wohnhäusern "Waldhaus", "Kieferneck", und "Weidengrund". Das "Waldhaus ist ein nach der Wende rekonstruiertes Haus mit Ein- und Zweibettzimmern. Es ist modern und großzügig ausgestattet. Eine Glasfront in den beiden Wohnzimmern ermöglicht das Wohnen fast direkt im Grünen.

Haus "Kieferneck" wurde vor der Wende gebaut und 1991 bezogen. Ein- Zwei- und Dreibettzimmer sind für die Bewohner vorhanden.

Das dienstälteste Haus ist der "Weidengrund", der als Stallanbau 1956 errichtet wurde.

Eine öffentliche Verkehrsanbindung zu den Nachbargemeinden hin ist nicht gegeben, doch haben viele Männer aus der scheinbaren Not eine Tugend gemacht und sind auf das Fahrrad umgestiegen. Ein jährlich wiederholtes Sicherheitstraining soll ihnen Sicherheit auf dem Rad und im Verkehr geben. Der 1994 übergebenen Radweg zwischen Blütenberg und Lichterfelde wird bereits von vielen Radfahrern, die nicht nur aus Blütenberg kommen, freudig angenommen. Eine weitere Möglichkeit, die Stadt zu erreichen, sind drei Kleinbusse und der PKW. Diese sind fast täglich zu Einkaufs- und Arztfahrten mit den Männern auf Tour.

Auch Veranstalter von Volksmusiken und -festen in der Umgebung von Eberswalde können stets mit Blütenberger Publikum rechnen!

An den Wochentagen gehen die Bewohner ihrem Tagewerk in der "Werkstatt für Behinderte"(WfB) nach. Ihre Arbeitsaufgaben finden sie in der Industriemontage (Montieren von Kleinteilen für die Elektroindustrie), Bullen- und Schweinemast, in Land- und Forstwirtschaft, im Gartenbau und in der Küche.

Im Bereich der Forstwirtschaft und des Garten- und Landschaftsbaus werden Fremdaufträge übernommen. Montagearbeiten werden als Lohnaufträge übernommen.

Jeder Beschäftigte in der WfB bekommt ein Arbeitsentgelt.

Für die Freizeit der Bewohner gibt es neben Ausfahrten zahlreiche Möglichkeiten, die individuell oder in der Gruppe genutzt werden können. Ein Sportraum bietet in den Schlechtwettermonaten Möglichkeit zur Bewegung, auf dem Fußballplatz kicken Mitarbeiter und Behinderte zum gemeinsamen Vergnügen, die Seen laden zum Angeln ein, einige Bewohner haben sich kleine Gärten angelegt, die bewirtschaftet werden. Lauschige Plätzchen laden zum Sitzen und Erzählen oder zu einem Nickerchen ein.

Zwei Reitpferde werden ebenfalls für die Bewohner zum Reiten oder zu Kutschfahrten genutzt. In den Wintermonaten besteht einmal wöchentlich die Möglichkeit, in die Schwimmhalle nach Eberswalde zu fahren; im Sommer werden zum Baden die Seen der Umgebung besucht. Beliebt bei Männern und Mitarbeitern ist die jährliche Radtour, die stets für einen ordentlichen Muskelkater in den Beinen sorgt.

Der Jahresurlaub führt die Bewohner in die verschiedensten Gegenden Deutschlands. Die Urlaubsreisen werden von den Mitarbeitern der einzelnen Wohnhäuser geplant und betreut. Natürlich wird dabei den Wünschen der Männer Rechnung getragen.

Einige Bewohner haben intensiven Kontakt zu Eltern und Verwandten. Sie sind gern gesehene Gäste in Blütenberg. Ihnen stehen einfache Gästezimmer zur Verfügung. Damit besteht für die Verwandten die Möglichkeit, den Alltag der Männer kennenzulernen und manches auch kritisch zu hinterfragen. Traditionelle Zusammentreffen von Eltern und Verwandten sind zu Ostern und Erntedank.

Dankbar sind die Bewohner immer wieder, daß sie von den Lichterfeldern so gut angenommen werden. Jeder Gruß unterwegs bringt ihnen Freude, jedes Helfen beim Einkaufen ist für die Männer ein Schritt mehr in das normale, gewöhnliche Leben hinein. Das gemeinsame Ziel der Mitarbeiter ist, den Männern ein Leben zu gestalten, das dem "normalen Leben" weitestgehend entspricht. Dazu gehört, die Bewohner soweit es geht an Selbstständigkeit zu gewöhnen.

 

                                                                                                                                                                                           M. Huchatz

 

   

 


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