Ortschronik Lichterfelde                                                                                                            PN FELDTOR1.WPS / 001  780                 26.10.94

 

Ausbau Feld - Torge

 

Die Familie Torge ist seit 1600 nachweislich in Lichterfelde ansässig. Sie teilte sich um 1700 in einen Schulzenast und einen Bauernast. Johann Joachim und Dorothea Torge, geb. Cornelius (die erste Hausfrau auf dem Ausbau) übernehmen 1845 eine bereits bestehende Hofstelle auf dem Ausbau zwischen jetzt Buckow und Blütenberg. Die auch heute noch vorhandenen Keller stammen aus der Zeit vor Torges. Die Familie erweitert und baut diese Hofstelle aus. Im Jahre 1888 wird der Hof, zu dem damals fast 100 ha Land gehörten, von den Geschwistern Torge als Erbengemeinschaft geführt. Von Friedrich Torge wurde 1914 ein großer Obstgarten nordwestlich von den Gebäuden mit 75 Bäumen angelegt, wovon 1991 noch 30 existierten. Um 1920 wurde die Hofstelle weiter ausgebaut. Eine Stromfreileitung wird im Jahre 1948 von Blütenberg zum Ausbau verlegt. In diesem Jahr erbt die Familie Conrad die Hofstelle mit 41 ha Land. In den Jahren der Zwangsenteignung verläßt die Familie das Grundstück um nach Westdeutschland zu gehen. Der Hof wird 1950 an Fritz Gabriel einem späteren LPG - Mitglied aus Lichterfelde verpachtet. Am 26.Juni 1953 gründet sich auf dem Ausbau Torge die LPG. Der 1952 enteignete Hof mit seinen Ländereien wird 1954 in die LPG eingegliedert. Als ein Blitz in einen Baum einschlug, brannte die neben stehende große Feldscheune am 28.08.1955 ab und wurde später nicht wieder aufgebaut. Dem selbstlosen Einsatz vom Schweinemeister Wenzlaff, dem Gärtner Voigt und drei sowjetischen Offizieren war es zu verdanken, daß das Wohnhaus und die Stallungen vor der Vernichtung bewahrt blieben. Während der Schüler Ronald Hanne ohne Auftrag zum Ortsteil Buckow rannte, um Hilfe herbeizuholen, sahen der 2. Vorsitzende der LPG Manthei und der Brigadier Jordan, Vorsitzender der Ortsgruppe des DBD, die ihrem Angelsport huldigten, aus etwa 1000 Meter Entfernung untätig zu, wie ein Teil ihrer Feldfrüchte, Ackergeräte und einiges Vieh den Flammen zum Opfer fielen.

Das Gehöft war bis 1972 bewohnt. Dort lebten außer der Familie Gabriel noch die Familien Hanne, Bogdan und als letzte Stengel. Als ein Novembersturm die Elektroleitung zerstörte wurde der Hof gesperrt und die Leute nach Lichterfelde umgesiedelt. Ab 1975 begann der Abriß der Gebäude, die als Baumaterial von der in der Umgebung gelegenen sowjetischen Garnison abgetragen wurden. Da der ehemalige Ausbau in mitten von beregneten Güllefeldern der KIM lag, wurde er zu einem stillen verlassenen Ort, den auch bei schönem Wetter nur selten Menschen aufsuchten, wenn die Windrichtung unbelastete Luft zu atmen erlaubte. Außer dem Schäfer mit seiner Herde vom Margaretenhof suchten ihn Sowjetsoldaten auf, um den Teich auszuräubern, der von den LPG - Mitgliedern mit Schleien besetzt wurde und der auch Karauschen enthielt. Zum Herbst fanden sich außer den Russen auch Bewohner aus der Umgebung, ja sogar aus dem Eberswalder Neubaugebiet ein, um die reich bestückten Apfel - und Pflaumenbäume abzuernten. Auch ein großer Nußbaum war Ziel der Besucher. Dieser fiel  1989 einem Drechselholzfanatiker zum Opfer.

Das verlassene Ruinengelände mit seinen 4 Teichen, dem Grenzbruch, dem Zwitterluch, dem Foßwerk (Fuchsbau) und dem Wolkenteich, als größtes Gewässer, nutzten inzwischen viele auch seltene Wasservögel und Strandläufer als Nahrungs - und Brutstätte. Die Teiche wurden vom Seeadler, vom Fischadler aus der Schorfheide und von zahlreichen Graureihern von einer Kolonie am Groß-Schiffahrts-Kanal abgefischt. In den inzwischen  knorrigen und mit einigen Höhlen bestückten Bäumen, des 1914 angelegten Obstgartens, brütete zeitweise der scheue und vom Austerben bedrohte Wiedehopf.

Nach der Deutschen Wiedervereinigung erfolget 1991 die Rückgabe des Hofes Feldtorge an Marie Conrad, geb. Torge ein Jahr vor ihrem Tod.   

 

 

                                                                                                                                                                                            Verfasser: B. Daenicke

 

 

   

 


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